Trauer hat viele Farben
Der Moment, indem man vom Tod eines sehr nahestehenden Menschen erfährt. Er allein trägt schon viele Farben. Manche brechen direkt in sich zusammen, keinerlei Kontrolle über sich – so ganz aus dem Jetzt gerissen, völlig aus dem eigenen Leben - aus der Bahn gerissen. Andere wiederum – sie wirken so gefasst, manchmal nahezu so, als wäre nichts geschehen. Sie funktionieren erst einmal weiter, ganz so wie vor dieser schlimmen Nachricht auch. Sie legen den Hörer auf oder schließen die Tür hinter sich, halten 2 Minuten inne – telefonieren und informieren das nähere Umfeld, überlegen was als Nächstes zu tun ist – und doch ist da so etwas wie eine Schockstarre und irgendetwas läuft weiter wie gehabt. Zeitgleich läuft etwas von Ihnen selbst davon. Der Autopilot übernimmt das Steuer.
Der Punkt des Abschieds am Sterbebett - der letzte Besuch
Ein Weg, den jeder meiden möchte und doch kaum im Leben umhinkommt, ihn gehen zu müssen. Der Weg ans Totenbett des Verstorbenen. Dieser ist für viele Menschen der Punkt, an dem sie zumeist wieder ins Jetzt abgeholt werden. Sie realisieren meist hier zum ersten Mal, dass der geliebte Mensch gestorben ist.
Es ist eine Art Welle, die die Menschen erfasst. Eine Welle zwischen wahr und nicht wahr. Zwischen Realität und selbst ein Stück weit sterben. Das Hirn suggeriert am Anfang noch, scheinbare leichte Bauchbewegungen sehen zu können, die jedoch nicht mehr vorhanden sind. Das Hirn suggeriert „der geliebte Mensch ist nicht tot“. Dort scheint die Brücke zu sein, die langsam und mehr und mehr zu vermitteln versucht, dass der Geliebte Mensch tot ist. Das Unterbewusstsein versteht kein „nicht“. Eine weitere Welle von wahr - nicht wahr. Hin- und weggerissen. Alles anders, im Bruchteil einer Sekunde - alles anders. Nicht wahr. So erleben sehr viele diesen Moment.
Viele brechen hier das erste Mal in sich zusammen und verlieren den Boden unter den Füßen. Andere wiederum kümmern sich liebevoll um alle anderen, die vielleicht von der Familie mit dabei sind oder sind im Kopf schon bei der Bestattung oder anderen Dingen, die nun anstehen. Sie sind auf gewisse Art und Weise wie schockgefroren. Lieber sich nützlich machen, als diesen Schlag fühlen zu müssen. Wie gesagt, Trauer hat viele Farben.
Die Bestattung
Der späteste Zeitpunkt für ein erstes realisieren, dass ein lieber Mensch gegangen ist. Dieses Ritual, egal wie es abläuft – es zeigt auf, dass die Trauer im gesamten Feld ist und der liebe Mensch nicht mehr da ist – obwohl er doch im Mittelpunkt von allem ist in dieser Zeit. Spätestens jetzt ist der Zeitpunkt, wo bewusst wird „es stimmt“. Es stimmt! Egal wie die vergangenen Nächte diskutiert wurden mit dem Himmel oder mit dem Hirn oder dem Herz, egal wie viele Gebete gesendet wurden oder wie viel Heilung. Jegliche Diskussion ist vorbei. Der Tod diskutiert nicht und er dealt nicht.
Bis zu diesem Punkt befinden sich die nächsten Angehörigen oftmals in einem Tun, welcher der Trauer noch nicht den Raum bietet, den die Menschen sich hier eigentlich wünschen würden. Es wird alles getan, was getan werden muss. Doch auch hier scheint eine Brücke zu sein, die mit all ihrem "tun und erledigen müssen" von dem "selbst sterben wollen" aufhält. Jeder, der im Leben schon einmal einen sehr lieben Menschen verloren hat, wird dies kennen. Den Tod kennen schließlich alle Menschen. Er macht vor niemandem halt. Auch - wenn Mensch dieses Thema gerne zur Seite schiebt. Zur Seite - bis.....
Beileidsbekundungen
Auch sie haben unterschiedliche Farben in der Trauer. Viele Menschen würden sich am liebsten einigeln oder auch „nur nicht allein sein“. Das Spüren dessen, was von Herzen kommt, ist sensitiver denn je in dieser Zeit. Floskeln werden schneller erkannt als sonst, doch auch dieser Schein kann im Einzelfall trügerisch sein – zum Beispiel dann, wenn ein Beileidsbekunder bei aller Anstrengung die richtigen Worte nicht finden kann – weil es auch für ihn tatsächlich keine Worte dafür gibt, für das was geschehen ist. Hierbei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen nahen Verwandten, einen Freund oder um einen Nachbarn handelt. Für die nächsten Angehörigen mögen mit den Beileidsbekundungen viele Mechanismen gedrückt werden, die möglich sein können.
Einige Beispiele:
· Wut – weil man das einfach nicht lesen will – weil es ja „irgendwie noch gar nicht stimmt.“
· Trost – weil man spürt, dass viele anderen ebenfalls von der Todesnachricht betroffen sind, und man nicht allein ist
· Akzeptanz – weil mehr und mehr realisiert wird, dass der Todesfall wirklich wahr zu sein scheint
· Prozesse, die in Gang kommen – Freunde erkennen, die zuvor nicht erkannt wurden oder gar umgekehrt. Zu sehen, wer einem vielleicht näher steht, als man zuvor geglaubt hätte oder diejenigen auf die man zählte einfach doch so gar nicht da sind. Alles ist möglich. Viele viele Farben - die Trauer.
Die Zeit danach:
Hier ist es ebenfalls so, dass die Farben der Trauer sehr vielfältig sind. Vielfältiger, als bei allen vorhergehenden Punkten. Trauer ist quasi eine Art der Farbskala des gesamten Farbspektrums. Sie ist so individuell, wie sie nur sein kann. Hier gibt es nichts, was es nicht gibt. Es gibt Verdrängungsmechanismen die Trauernde dazu bringen ihr komplettes Leben zu ändern. Andere blühen danach scheinbar auf, weil sie vielleicht ihre eigene Sterblichkeit mehr erkannt haben.
Weitere geben sich selbst auf, sie sind in gewisser Art und Weise mit in dieses Grab gestiegen – so scheint es. Manche suchen sich schnell neue Partner – andere bleiben den Rest ihres Lebens gerne allein. Familien rücken mehr zusammen – andere brechen völlig auseinander. Trauer hat sehr viele Farben.
Wichtig ist in allem, die eigene Trauer zu erkennen und zu akzeptieren. Wichtig ist auch, dass man alle damit in Verbindung stehenden Emotionen akzeptiert, ohne diese zu werten.
Erkennt man, dass das eigene Leben nicht mehr so lebendig ist, nach längerer Zeit hilft vielleicht die Frage: "wo bin ich ein Stück weit mit ins Jenseits gegangen?" "Wo bin ich mit ins Grab gestiegen?" Das ist kein gesunder Platz für ein gelebtes Leben.
Und ja, ich würde behaupten, man darf sogar wütend sein auf den Menschen, der gegangen ist. Ja, man darf wütend sein auf diesen Gott oder Schöpfer der einem das Liebe im Leben nimmt. Ja, man darf auch Freude fühlen, ohne sich dafür zu verurteilen. Auch dieses Gefühl kann in der dunkelsten Trauerphase auftauchen. Zum Beispiel, wenn Angehörige den Verstorbenen um sich herum fühlbar wahrnehmen können oder vielleicht sogar sehen können oder im Traum mit Antworten oder Botschaften auftaucht. Wenn vielleicht ein Zeichen gesehen wird, von dem einfach gewusst wird, dass es ein Zeichen des Verstorbenen ist und das man nur selbst verstehen kann. Vielleicht eine Feder im richtigen Moment -nachdem eine entsprechende Frage oder auch ein Vorwurf gesendet wurde wie etwa "warum bist Du nicht da?" - und dann taucht aus dem Nichts eine Antwort in Form eines Zeichens auf.
Freude, vielleicht, weil einem ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit überkommt, für alles, was man gemeinsam hatte, erleben durfte, Erfahrungen sammeln und teilen durfte. Vielleicht für tiefere Einsichten und Blickwinkel, welche man zuvor nicht sehen konnte. Oder…Oder…oder….
Trauer hat viele, viele, ja – sehr viele Farben und ist so individuell wie des jeden einzelnen Lebens und sollte nie von Außen begutachtet und vielleicht verurteilt werden. Niemand weiß, wie die Farbe der Trauer eines Menschen ist.
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